Ein Buch schreiben: Das Ende muss knallen.

Ein Buch schreiben: Das Ende muss knallen.

Wahrscheinlich bekomme ich mit meinen über 25 Jahren Erfahrung als Autorin und Lektorin dieses Prüfende im Kopf nicht mehr raus, deshalb verzeiht, wenn ich zu streng in diesem Artikel werde. Immer wieder lese ich selbst einen Roman und …. bin enttäuscht über das Ende, die Auflösung der an sich interessant angelegten Story. Deshalb dazu heute mal mehr.
 
Wer kennt es nicht, das Buch ist recht interessant, es tut sich was, die Figuren tun aufregende Dinge – aber nach der Hälfte oder dreiviertel des Romans schläft alles ein. Am Ende legst du den an sich nicht schlechten Roman weg mit einem Gefühl des Unbefriedigtseins.
 
Es geht aber auch anders: Ein Beispiel ist INTO THE WATER. Traue keinem. Auch nicht Dir selbst. Von Paula Hawkins. Dieser Krimi (oder ist es ein Thriller?) wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Einige – wie ich – finden ihn genial. Andere waren nicht so angetan.
In INTO THE WATER geht es um einen sogenannten Drowning Pool, in dem immer wieder unangepasste Frauen oder Selbstmörderinnen sterben. Nun will eine Frau darüber schreiben und stirbt selbst. Über den ganzen Roman lang gibt es viele Erzählstimmen (Perspektiven) mit teils recht unterschiedlichen Ansichten und Erlebnissen. Mit jedem Kapitel glaubst du beim Lesen einer anderen Figur – oder verdächtigst sie, was deutlich häufiger passiert. Zudem gibt es Loyalitätskonflikte, dubiose Figuren, eine unheimliche Stimmung und jede Menge Widersprüche.
Und dann kommts: Der letzte Twist kommt auf der letzten Seite!
 
 
Wie schreibt mensch also ein Ende, das fetzt? So sehr, dass es dir im Kopf bleibt? Das Ende und das ganze Buch?
 
Entwickle deine Figuren mit Ecken und Kanten und Geheimnissen, so dass sie überraschende Verhaltensweisen an den Tag legen können – wohlgemerkt, innerhalb ihrer Persönlichkeit! Als Lesende muss ich immer mit der Figur mitgehen können.
 
Baue mehrere mögliche Handlungsvarianten bzw. mögliche Abläufe deiner Romanhandlung: du bedienst mal die eine, mal die andere – bei einer Kriminalgeschichte stellen sich dann alle außer der Auflösung als sogenannte Red Herrings/falsche Spuren heraus. Unterfüttere aber alle diese Handlungsmöglichkeiten mit jeder Menge Logik und auch Glaubwürdigkeit!
 
Kenne deinen Plot. Überlege beim Überarbeiten, wie die Geschichte noch spannender erzählt werden könnte. Manchmal könnte zB. eine „gemischte Chronologie“ das Erzählte sehr viel spannender machen. Figuren, die lügen, sind auch immer eine gute Wahl. Und möglichst viele offene Fragen lassen, für jede beantwortete schreib eine oder zwei neue in die Geschichte!
 
 
 
Fragen von Anderen:
@meet_judith auf Mastodon: lässt sich fellow Romanautorin immer eine Hintertür auf, um ggf. einen zweiten oder dreizehnten Teil zu schreiben?
 
Meine Antwort bzw. mein Weg: der Hauptplot eines Romans sollte meinem Ermessen nach immer aufgelöst werden, alles andere wäre doch sehr gemein. Eine Background-Story/Nebenplot kann nicht aufgelöst werden, ein offenes Ende haben oder auch einen Cliffhanger, den du im nächsten oder in mehreren weiteren Romanen auflösen kannst. Zu gemein sollte man zu den Lesenden nicht sein – Bindung an die Autorin schön und gut, aber es sollte im Rahmen bleiben. Es sollten kleinere Sachen sein, die zB. neugierig auf die Hauptfiguren machen, die in einem weiteren Roman wieder auf Lesende treffen können.
 
Klaudia Zotzmann auf Mastodon: Wie kommt man auch als geübte Autorin unfallfrei dort hin? Also Planung vs. geschriebene Realität und so. Und wie oft sagst Du Dir selbst: „Okay, das ist auch gut so, ich lass das jetzt“?
 
Meine Antwort bzw. mein Weg: Überarbeiten. Viel. Oft. Nein, es ist nicht nötig, alles zu verwerfen oder neu zu plotten. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Nach-Plotten ungefähr zur Mitte des Romans nützlich ist. Es geht uns Autor*innen sicher allen so, dass sich Figuren erst auf dem Papier, beim Schreiben des tatsächlichen erzählenden Texts, als lebendig zeigen. Wenn Figuren gut entwickelt sind, dürfen sie auch im Rahmen ihres Charakters selbständig werden. Wir kennen das unter dem Scherz „die machen ja was sie wollen!“. Dann hab ich durchaus mal eine andere Wendung im Roman bei, sagen wir, Seite 50 oder 70. Eine, die mir aber gefällt. Also nehme ich Stift und Papier und kritzle mir die Romanhandlung grob neu auf. Vieles vom Plot bleibt, manche unerwartete Abbiegung ändert aber Teile, macht alles oft deutlich glaubwürdiger. Dann habe ich also immer noch das Exposé, in dem der Plot steht, und eine Adaption auf Papier, und mit beidem kann ich weiter schreiben.

Hraban auf Mastodon: Reicht es nicht, wenn ich irgendwann einfach aufhöre zu schreiben? (Antwort folgt noch)

Claudia auf Twitter: Wie schreibt man offene Enden? (Antwort folgt noch)



 
Konkret an deinem Romanvorhaben arbeitest du mit meinen Schreibkursen.
 

Auch deine geschätzte Autorin und Lektorin spürt die Krise und muss sparen. Meinen Artikel biete ich trotzdem für alle gratis an, weil mir das wichtig ist. Ich freue mich aber über etwas von meiner Bücher-Wunschliste!

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Anni Bürkl

 

admin

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